Grundsteinlegung im Namen Königs Georg III. von England
Aus dem „ Heimat Rundblick Lilienthal“
Inmitten des so genannten Kurzen und teilweise des Langen Moores erhebt sich der Grasberg. Diese flache eher unscheinbare Sanddüne, damals noch vom hohen unwirtlichen Moor umgeben, hatte der Moorkommissar Jürgen Christian Findorff zum Bau einer Kirche und der Anlegung eines Friedhofes ausersehen.
Bereits ab1752 hatten sich nach und nach rings um den Grasberg in den bereits ausgewiesenen Dörfern über 200 Familien auf ihre Mooranbauerstelle angesiedelt. Sie waren bis zur Kirchweihe im jeweils nächstgelegenen Kirchspiel eingepfarrt. Dort mussten sie Sonntag für Sonntag, wie anderorts auch, mit mindestens einer Person je Haus zum Gottesdienst erscheinen, weil hier auch amtliche Bekanntmachungen aus anderen Behördenkreisen publiziert wurden. Hinzu kamen noch die weiteren kirchlichen Amtshandlungen.
So war die Schaffung eines zentral gelegenen eigenen Kirchspiels eine notwendige Herzensangelegenheit. Nach Plänen und unter Aufsicht von Jürgen Christian Findorff begannen im Jahr 1784 die Bautätigkeiten. Am 5. Juni 1785 erfolgte durch Graf August von Kielmansegge im Namen des Königs Georg III von England, der auch Kurfürst von Hannover war, die Grundsteinlegung. Nach mehr als fünf Jahren Bauzeit, die teilweise schwierige Bedingungen sowie unvorher-gesehenen Problemen bereitete, wurde am Sonntag, dem 1. November 1789 die ersehnte Kirchweihe gehalten.
Aus allen Dörfern strömten die Kirchspielbewohner zu ihrem neuen geräumigen Gotteshaus, das mit 1.500 festen Sitzplätzen ausgestattet ist. Um kurz nach 9 Uhr machte sich vom Pfarrhaus aus eine große Anzahl angesehener Herren in feierlicher Prozession auf dem Weg zur Kirche. Sechs Jungen1) geleiteten den Zug mit einem Gesang. Unter den zehn Geistlichen, trugen die drei Ältesten die Altargeräte. Ihnen folgten viele königliche Beamte und weitere hohe Personen. Zur Kirchweihe kamen insgesamt sage und schreibe „4.000“ Gläubige, die das Gotteshaus bei weitem nicht zu fassen vermochte. Trotz dieser räumlich sehr beengten Verhältnisse, wovon noch viele Besucher vor der Tür im Freien ausharrten, herrschte während des Gottesdienstes unter den Gläubigen eine der Sitte entsprechende Ordnung und Stille. Zur Einleitung der Kirchweihe sang die versammelte Gemeinde das Lied „Herr Gott dich loben wir“ (EKG Nr.191), das mit „Trompeten- und Paukenschall“ begleitet wurde. Im Anschluss hielt Landes-superintendent Johann Hinrich Pratje, der mit seinen 79 Jahren noch eine außer-gewöhnliche Vitalität zeigte, die Einweihungsrede über Psalm 118, Vers 24 („Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich darinnen sein“).
Anschließend verrichtete er kniend das Einweihungsgebet mit sichtlich rührender Andacht. Nach der Antiphonie 2) und der Kollekte, schloss sich eine Vorlesung von Pastor Höhnert zu Sankt Jürgen aus dem ersten Buch der Könige, Kapitel 8, Vers 21 bis 61 an. Danach predigte Pastor Johann Hinrich Sartorius über 1. Timotheus, Kapitel 4, Vers 12 und 13 3) und fügte eine Kinderlehre hinzu. Zum Schluss der feierlichen Kirchweihe wurde die Ordination und Einsegnung des Pastors Sartorius zelebriert, Dazu sprach Landessuperintendent Pratje über die Schlussworte des 17. Verses 4) aus Hebräer 13.
Die Bekleidung des Altars und der Kanzel war ein Geschenk des Tuchhändlers Johann Benningshausen in Bremen.
Auch die Arp-Schnitger-Orgel erfüllte ihre treuen Dienste. „Sie ward an dem Tage von einem Liebhaber mit wahrer Tonkunst und treffendem Ausdruck gespielt“.
Die bereits erwähnten Altargeräte waren ein Geschenk der Königlichen Kammer zu Hannover. Sie stammten aus Herzberg im Südharz, „wo sie in den ehemaligen fürstlichen Zeiten gebraucht waren“. Ein noch fehlendes Stück überreichte Geheimrat Graf von Kielmansegge als Geschenk.
Wenn uns nun die Bilder der festlichen Kirchweihe so vorüberschweben - vor allem die vielen herbeiströmenden Menschen aus den umliegenden Moordörfern, und die sittsame Stille während der Zeremonien - dann wird deutlich, wie sehnlichst sie sich eine eigene Kirche wünschten. Es könnte sein, das diese unvorhergesehene Menschenmasse damit ihren Dank zum Ausdruck brachte.
Harry Schumm.
Soweit nichts anderes vermerkt, fundieren die Aufführungen zur Kirchweihe auf den „Annalen der Braunschweig-Lüneburgischen Kurlande“. Hannover, 1790.
1) Im Pfarrarchiv der Kirchengemeinde Grasberg befindet sich unter den Belegen folgende Notiz: „Bey Einweihung der Kirche zu Grasberg ist für Music verausgabet:
An 5 Musicanten und dem Waysenmeister nebst 6 waysen Knaben aus Bremen überhaupt (insgesamt) 13 Reichsthaler 63 Groten“.
2) Ein vom Chor erfolgter Nachgesang zur vorgetragenen Rede zu einen Psalm.
3) „Niemand verachtet deine Jugend; sondern sei ein Vorbild den Gläubigen im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben, in der Keuschheit.
Halte an mit Lesen, mit Ermahnen, mit Lehren, bis ich komme“.
4) „Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen; denn sie wachen über eure Selen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen; auf das sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut“.
Vom „Hohenpriesterlichen Palast“
zum öffentlichen Treffpunkt
Grasberg. Im Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Kirchenge- meinde Gras- berg befindet sich neben den Verwaltungs räumen auch der Gemeindesaal und weitere Räumlich- keiten, die für die umfangreichen Angebote der Kirchengemeinde genutzt werden. Die einhundert jährige Geschichte dieses Hauses erscheint so vielseitig und bemerkenswert, dass es sich lohnt, sie hier näher aufzuzeigen:
In der seit dem 1. November 1789 bestehenden Kirchengemeinde Grasberg ist dieses Gebäude das zweite an seiner Stelle. Im Juli 1910 erfolgte die Vergabe der Gewerke für den Neubau, der nur einen Meter parallel hinter dem sogenannten alten Pfarrhaus errichtet wurde. Zimmerermeister Hermann Kimker, der nahezu schräg gegenüber der Straße wohnte, hatte zu diesem Neubau zwei Entwurfszeichnungen erstellt, zu deren Bauten sehr viel Holz erforderlich wäre und so einen großen Teil seiner Handwerkskunst zum Ausdruck kommen würde. Zum Beispiel sah eine der Zeichnungen vor, zur Straßenseite eine sehr große und überdachte Terrasse in aufwendiger Holzbauweise zu errichten. Dieses sagte dem Kirchenvorstand jedoch nicht zu, und so kam eine „bescheidene“ und dennoch sehr ansprechende Variante zum Vorzug, wie sie auf dem Foto ersichtlich ist. Vor allem sind es die im Fachwerkstil errichteten Friesengiebel, die mit der Außenputzfassade dem Gebäude ein harmonisches Gefüge geben. Der Giebel zur Straßenseite wurde zudem noch mit je einer in Eichenholz erhaben ausgearbeiteten lateinischen beziehungsweise deutschen Inschrift geschmückt.
Die Inschrift im Friesengiebel in lateinischer Schriftsprache lautet:
„PAX INTRANTIBUS ANNO (Halbkreisförmige Inschrift unleserlich.) 1910 SALUS EXUNTIBUS“
(Friede den Eintretenden) (Heil den Scheidenden)
Die andere unmittelbar über dem Eingang in Frakturschrift gehaltene Inschrift lautet:
„Du Herr wollest deine Barmherzigkeit von mir nicht wenden, lass deine Güte und Treue allewege mich behüten. Ps. 40. 12.“
Außerdem zierte den Giebel an seiner höchsten Stelle noch das Christuskreuz. Der rückseitige Friesengiebel dagegen zeigte im Dachbereich das niedersächsische Symbol der gekreuzten Pferdeköpfe und unterhalb im Krüppelwalm eine Gaube. Im Mai 1911 konnte das neue Pfarrhaus bezogen werden. Am 31.Mai dieses Jahres wurde das vorherige alte Pfarrhaus auf Abbruch versteigert. Es wurde im benachbarten Eickedorf wieder aufgerichtet und als Bauernhaus genutzt.
Dieses voll unterkellerte neue Pfarrhaus in seiner Größe von 20 x 13 Meter ist mit seinen 13 Zimmern sehr weiträumig ausgestattet. Als der Heimatschriftsteller Diedrich Speckmann, der von 1902 bis 1908 hier in Grasberg seine erste und einzigste Pfarrstelle innehatte, seinem Amtsnachfolger Brünjes einen Besuch abstattete, konnte er sich nicht verkneifen, diesen großen Neubau als einen „Hohenpriesterlichen Palast“ zu erwähnen. Er hatte ja auch noch in dem alten Pfarrbauernhaus gewohnt, wo derzeit seine ersten Heimatromane entstanden. (Siehe dazu in der Ausgabe des Heimatrundblick, Herbst 2000 vom Verfasser den Artikel „In späten Jahren noch regen Zulauf“).
Als zum Ende des Zweiten Weltkrieges die Vertriebenen ihre Heimat verlassen mussten, wurde hinsichtlich der Schulraumnot auch in Erwägung gezogen, Räume des Pfarrhauses für den Schulunterricht zur Verfügung zu stellen.
Im Jahr 1953 stand eine gravierende Veränderung der Dachkonstruktion an. Anstatt dem Mansardendach und den beiden schmucken Friesengiebeln erhielt das Pfarrhaus nun ein schlichtes Satteldach mit beidseitig je einen ebenso schlichten Erker. Nur die Inschrift aus dem 40. Psalm, Vers 12 blieb im Gefüge erhalten. Der Balken mit der lateinischen Inschrift kam dagegen zum Feuerholz! Nach heutigem Verständnis wäre es sicher nicht gegeben, allein schon wegen dem Gesamtgefüge an solchen Bau- werken Veränderungen vorzunehmen.
Seit 1962 liefen bereits Planungen hinsichtlich eines Gemeindehauses, zumal der Konfirmandensaal, der 1910 aus dem Material der alten Pfarrscheune von 1788 gebaut wurde, nicht mehr den Anforderungen entsprach. Im April 1966 konnte nordwestlich des heutigen Gemeindehauses das neu erbaute Pfarrhaus bezogen werden. Anschließend erfolgte der Umbau des nunmehr ehemaligen Pfarrhauses zum Gemeindehaus. Neben der Küche und den sanitären Anlagen wurden aus den 13 Zimmern nun 8 öffentliche Räume. Der südwestlich gelegene Gemeindesaal entstand aus 4 ehemaligen Zimmern und erstreckte sich somit insgesamt auf die ganze Länge des Hauses. Neue große Fenster boten einen hellen Saal. An der nordöstlichen Straßenseite blieb die Ansicht wie seit 1953 erhalten. Anschließend wurde auch der Konfirmandensaal von 1910 abgebrochen. Schließlich fand am Sonntag, den 10. Dezember 1966 die feierliche Einweihung des Gemeindehauses statt.
In den weiträumigen Kellergewölben bestand, von mehreren Unterbrechungen abgesehen, von 1973 bis 1995 ein Jugendtreffpunkt.
Am 1. November 2002 erfolgte durch Superintendent Heiko Janssen der erste Spatenstich zum Anbau des Gemeindesaales. Der Saal wurde dadurch um rund 70 Quadratmeter erweitert. Somit entstand ein weiterer Raum, der mit dem tieferliegenden Garten ebenerdig ist. Außerdem bot es sich an, in gleicher Ebene mit dem Saal eine geräumige Hochterrasse zu errichten. Nach nur acht Monaten Bauzeit fand am Sonntag den 29. Juni 2003 die feierliche Einweihung dieser neuen Einrichtung. statt.
Dieser Neubau wird für die zahlreichen Veranstaltungen wohl über lange Jahre ausreichen, bis das Zitat von Superintendent Janssen beim ersten Spatenstich wieder aktuell wird: „Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn es in einem Gemeindehaus zu eng wird. Das beweist: Da ist Leben drin. Die Menschen interessieren sich für unsere Angebote“.
Text: Harry Schumm.
Quellen: Pfarrarchiv der Kirchengemeinde Grasberg, Heimatbote des (ehemaligen) Kirchenkreises Lilienthal, Wümme-Zeitung.
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Artikel aus der Zeitschrift Heimatrundblick, Nr. 96, Frühjahr 2011.
Grasberg. Im Jahr 1835 war es an der Zeit, den alten Holzzaun, der den Friedhof von dem parallel verlaufenden Sandweg (Speckmannstraße) trennte, zu erneuern. Diesmal sollte es anstatt eines Zaunes jedoch eine Mauer sein. Sie entstand nahe des Weges, der heute entlang der Gräberreihe führt. Für dieses Bauwerk waren 16.400 Stück zehnzöllige Rotsteine erforderlich, die (NN) Hastedt 1) lieferte und (NN) Wendelken 2) brachte 11 Tonnen 3) Steinkalk zur Baustelle. Als obere Abdeckung der Mauer wurden sogenannte Grauwacken gewählt. Zimmermeister Röhrs lieferte schließlich zwei große und vier kleine Holzpforten.
Dieser Neubau sollte sicherlich von langer Dauer und vor allem kostengünstig sein. Doch der spätere Zeitgeist meinte es der Bequemlichkeit halber anders, denn im Jahr 1874 ergab es sich, dass nur noch wenig freie Grabplätze zur Verfügung standen. Anstatt hinter der Kirche Unmengen Erdreich anzufahren, um die entsprechende Höhe zu erlangen, hatte Pastor Schönfeld dem Königlichen Konsistorium in Stade folgenden Vorschlag unterbreitet: „Da zwischen Kirchhofsmauer und Landstraße noch ein freier Platz als Eigenthum der Kirchengemeine ist, so muß die Mauer abgerissen und eine neue hergestellt werden“. Auf einer öffentlichen Versammlung im August 1874 hatte man sich jedoch dahin geeinigt, anstatt einer neuen Mauer einen schmucken Eisengitterzaun errichten zu lassen. Dies würde „eine Zierde für die Kirche und auch nützlicher im Winter bei etwaigem Schneetreiben” sein. Vorausgesetzt, es dürfte dazu „300 Mark aus Kirchenmitteln" verwendet werden. Das Königliche Konsistorium in Stade versagte jedoch dazu seine Genehmigung. Daraufhin lehnten auch die Kirchenmitglieder auf einer weiteren, im Februar 1875 abgehaltenen Versammlung, die Errichtung eines Gitterzaunes ab und einigte sich nunmehr auf den Bau einer Friedhofsmauer. Nach einem Kostenanschlag „würde die Mauer auf 1667 Mark kommen, indem die guten Steine der alten Mauer, so wie das Grauwerk auf derselben noch mit benutzt werden könnten“. Nach nur 40 Jahren fiel somit die Mauer wieder. Sie wurde mit dem noch brauchbaren Baumaterial etwa 4 Meter weiter zur Straße hin neu aufgemauert und diesmal mit einer Putzfassade versehen. Das große schmiedeeiserne Tor mit den beiden Seitentüren sowie jeweils eine Tür am linken und rechten Ende der Mauer machten das Ganze zu einem imposanten Bauwerk. Links und rechts des Haupttores haben sich der Hersteller und die Kirchenvorsteher in gusseiserne Schrifttafeln verewigen lassen:
„Angefertigt durch J. H. Ahrens aus Scharmbeck am 2 ten Sept. 1875" und „Grasberger Kirchenvorsteher Past. Schönfeld; H. Lindemann, Eickedorf; H. Lindemann, Wörpedorf; C. H. Tietjen, Adelsdorf; H. Bergmann, Danneberg1876”.
Im Lauf der Jahre zog jedoch an einigen Stellen trotz der abgeputzten Fassade immer wieder Nässe ins Mauerwerk und hinterließ besonders in den Wintermonaten ihre schädlichen Spuren, wodurch die Rotsteine besonders litten. Ihr auffallend hellroter Farbton ließ erkennen, dass die Brenndauer nicht ausreichend bemessen war. Somit saugten sie fast wie ein Schwamm die Nässe auf und begannen besonders bei Frostwetter zu bröckeln. So stand nach nur 36 Jahren an gleicher Stelle erneut ein Neubau der Friedhofsmauer an. Im Jahr 1912 wurde die Firma Diedrich Evers aus Wörpedorf damit beauftragt, binnen 6 Wochen(!) eine neue Friedhofsmauer zu errichten. Um in den Türbereichen eine Stabilität zu erlangen, wurden diese Bereiche aus den noch vorhandenen Rotsteinen des letzten Bauwerks massiv gemauert. Die eigentliche Mauer entstand nach den Vorgaben des Kirchenvorstandes aus Beton im Verhältnis 1:8. Vielleicht hat die Baufirma das Mischverhältnis noch optimiert, um eine bessere Konsistenz zu erzielen. Dabei wurde diese Mischung noch mit Steinbrocken 4) der alten Mauer gestreckt. Etwa fingerdicke Rundeisenstangen im oberen und unteren Bereich der Mauer stabilisierten das Bauwerk. Eine später unmittelbar hinter der Friedhofsmauer hinzugefügte Lebensbaumhecke bildete eine harmonische Einheit. Vor etwa 50 Jahren wurden im Zuge des damaligen Straßenbaues und der anschließenden Neuanpflanzungen haarscharf an der Mauer sündhaft Lindenbäume gepflanzt! Damit nahm das Schicksal der Friedhofsmauer erneut seinen Lauf. In den Folgejahren entstanden Risse und teilweise platzten große Mauerteile ab.
Bauwerk hat 100 Jahre seinen Dienst getan
Heute hat dieses Bauwerk genau 100 Jahre lang seinen Dienst getan und hätte eigentlich den Status des Denkmalschutzes verdient. Die gravierenden Schäden der letzten Jahrzehnte ließen jedoch nur den Schluss zu, diesmal einen grundlegenden Neubau zu erwirken. Private Spenden und Zuschüsse der Dorferneuerung Eickedorf, Grasberg, Wörpedorf zum Beispiel ermöglichten dieses Vorhaben, denn aus dem steuerlichen Etat der Kirche konnten auch diesmal keine Zuschüsse erwartet werden. Im Spätsommer 2012 begann der inzwischen vierte Neubau der Friedhofsmauer, die diesmal auf ihrer Länge von rund hundert Meter bis etwa einem Meter schräg verläuft. Da zugleich auch der zweite Bauabschnitt des Neubaues der Speckmannstraße erfolgt, konnte in diesem Bereich eine Fußgänger-Querung mit einer Verkehrsinsel realisiert werden.
Für den Bau der Friedhofsmauer wurden Rotsteine gewählt, die von ihrer Oberfläche her dem Mauerwerk der Kirche ähnlich sind. Die geputzten Kassettenfächer erinnern an die vorherige Friedhofsmauer. Als obere Abdeckung der neuen Mauer wurden die Steinplatten vom Jahr 1835 wiederverwendet. Leider sind beim Abbruch der vorherigen Mauer einige der Grauwacken zerbrochen. Dabei hat sich gezeigt, dass sich neben dieser Gesteinsart auch mehrere beige bis graue Karlshafener Sandsteinplatten befinden. Der eigentliche Farbton war seit Jahrzehnten wegen der Grünalgenschicht nicht mehr erkennbar. Das bei einer örtlichen Firma restaurierte Haupttor von 1875 wurde etwas zurückgesetzt platziert. Auch die eine noch erhaltene separate schmiedeeiserne Tür kam wieder zur Verwendung. Diese neue Friedhofsmauer verbindet harmonisch die Geschichte der bisherigen Bauwerke. Sie wird mit den historischen schmiedeeisernen Toren für die weiteren Generationen sicher eine dauerhafte Zierde sein und bleiben.
Text: Harry Schumm
Quellen:
Pfarrarchiv der Kirchengemeinde Grasberg.
1) und 2) Hier handelt es sich sicher um Privatpersonen, die sich durch ihre Lieferdienste ein Zubrot verdienten. Nachweislich waren auf diese Weise auch einige Bauern aus Schmalenbeck (Gemeinde Grasberg) tätig, die mit ihrem Moorkahn Steine von der Geest zu einem anderem Bauobjekt in Grasberg lieferten.
3) 1 Tonne = (Preußen) 137,403 Liter.
4) Diese Methode war örtlich noch bis in die 1970er Jahre üblich.